Deutschland wird immer sonniger: Wo jetzt am meisten die Sonne scheint

Der Ostersonntag wird vielen Berlinern in guter Erinnerung bleiben: 12 Stunden Sonne, das ist das Maximum für diese Jahreszeit. Und auch davor war es recht sonnig: Seit Mitte Februar schien die Sonne in Berlin und Potsdam fast jeden Tag, teilweise acht bis zwölf Stunden lang.

Die sonnigen Tage passen zu einem Trend: Die Sonne scheint in Deutschland immer länger – und das über nahezu alle Jahreszeiten hinweg. Besonders deutlich ist der Trend nach Ergebnissen einer Analyse des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Frühjahr: Zwischen 2011 und 2024 lag die Sonnenscheindauer in dieser Jahreszeit fast 19 Prozent über dem Niveau der Referenzperiode 1961 bis 1990.

Verantwortlich dafür sind vor allem häufigere blockierende Hochdrucklagen, die für stabiles, trockenes Wetter mit wenig Bewölkung sorgen. Über das gesamte Jahr betrachtet, verzeichnete die jüngere Vergleichsperiode 1991 bis 2020 bereits rund 121 zusätzliche Sonnenstunden – ein Plus von knapp acht Prozent im Vergleich zu 1961–1990.

Frühjahr mit Rekordwerten

Noch eindrucksvoller ist die Entwicklung seit 2011: In diesen 14 Jahren kamen im Schnitt rund 200 Sonnenstunden mehr zusammen – das entspricht einer Zunahme von 13 Prozent. „Das ist schon eine enorme Zunahme“, so der Meteorloge Marcus Beyer, der die Analyse erstellt hat.

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Die aktuelle Entwicklung setzt diesen Trend fort: Der März 2025 war der zweitsonnigste März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – nur 2022 war noch sonniger. Schon im Februar gab es ein Plus von über 25 Prozent gegenüber dem langjährigen Mittel, und auch der April startete mit voller Sonnenkraft.

Besonders im Westen und Südwesten Deutschlands wurde in den ersten zehn Tagen bereits fast drei Viertel der üblichen Monatssumme erreicht.

© DWD/Rita Boettcher

„Den April kann man durchaus als Sonnenmonat einordnen, auch wenn der Überschuss nicht so enorm ist wie noch der März“, sagt Beyer dem Tagesspiegel. „Dennoch haben wir abgesehen von Teilen des Ostens und Nordens bereits das Monatssoll erreicht, im Vergleich zu 1961 bis 1990, teils auch schon 1991 bis 2020.“

Im Vergleich zu 1961 bis 1990 gab es in der Südwesthälfte bereits 15 bis 25 Prozent mehr Sonnenschein, und es kommen noch einige Sonnentage hinzu. Auch im Norden und Osten dürften es dann über 100 Prozent sein – auch in den anderen Gebieten nimmt der Überschuss zu.

Die Zunahme der Sonnenscheindauer dürfte sich auch wirtschaftlich bemerkbar machen – insbesondere in Zeiten der Energiewende.

© dpa/Rolf Vennenbernd

Die Rangliste der sonnigsten Frühjahre führt derzeit das Jahr 2020 mit fast 709 Sonnenstunden an, dicht gefolgt von 2011 und 2022. Auch die Daten für 2025 liegen derzeit im Bereich der Rekordwerte. Zudem war es in Deutschland seit Beginn der Auswertung im Jahr 1931 von Anfang Februar bis Mitte April noch nie so trocken wie in diesem Jahr, wie der DWD nach Analyse seiner Klimadatenbank mitteilte.

Brandenburg-Berlin an der Spitze

Trotz der insgesamt stärkeren Zunahme im Süden bleibt der Nordosten Deutschlands die sonnigste Region im Frühjahr. Mecklenburg-Vorpommern liegt vorn, dicht gefolgt von Brandenburg und Berlin. „Betrachtet man das gesamte Jahr, hat sich die Rangfolge allerdings verschoben: Während früher Mecklenburg-Vorpommern die Spitzenposition innehatte, liegt heute Brandenburg/Berlin vorn.“ 

Während über einzelne Jahre wie etwa 2023 gemittelt Bundesländer wie Bayern am sonnigsten waren, kommen die Betrachtungen des DWD über längere Zeiträume inzwischen zu dem Ergebnis, dass Mecklenburg-Vorpommern im Zeitraum 1991 bis 2020 nur noch auf Platz drei hinter Brandenburg-Berlin und Baden-Württemberg liegt, Bayern demnach nur noch auf Platz vier.

Besonders auffällig war der März 2025 in Niedersachsen: Mit rund 221 Sonnenstunden verzeichnete das Bundesland, inklusive Bremen und Hamburg, den höchsten Wert – das entspricht mehr als dem Doppelten des üblichen Märzmittelwerts (plus 216 Prozent).

Im Frühjahr zählt Brandenburg und Berlin zu den Regionen mit der stärksten Zunahme an Sonnenstunden.

© dpa/Paul Zinken

Auch Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt lagen mit über 200 Stunden deutlich über dem langjährigen Schnitt. Baden-Württemberg verzeichnete mit rund 172 Stunden zwar ebenfalls ein deutliches Plus, fiel im Ländervergleich aber etwas zurück.

Ein Plus für Solaranlagen

Was bedeutet das für die Energieversorgung? Auch wenn die genaue Auswirkung auf die Stromproduktion von Solaranlagen von Jahreszeit und Sonnenstand abhängt, steht fest: Mehr Sonnenstunden bedeuten auch mehr potenziell erzeugte Energie.

Die Zunahme der Sonnenscheindauer dürfte sich also auch wirtschaftlich bemerkbar machen – insbesondere in Zeiten der Energiewende. „Man kann davon ausgehen, dass die zusätzliche Strommenge nicht gering ist“, so DWD-Meteorologe Marcus Beyer.

Er nennt in der Analyse mehrere Gründe für die Zunahme der Sonnenscheindauer in Deutschland. Besonders hervorgehoben wird dabei die Zunahme blockierender Hochdrucklagen als eine mögliche Ursache. Solche Wetterlagen sorgen für stabile, trockene Bedingungen mit nur wenig Bewölkung – ideale Voraussetzungen für mehr Sonneneinstrahlung.

Hochdruckwetterlagen sorgen für stabile, trockene Bedingungen mit nur wenig Bewölkung – ideale Voraussetzungen für mehr Sonneneinstrahlung.

© IMAGO/Cavan Images

Vor allem im Frühjahr zeigt sich dieser Trend deutlich: Zwischen 2011 und 2024 nahm die Sonnenscheindauer im Vergleich zur Referenzperiode 1961 bis 1990 um fast 19 Prozent zu. Die stärksten Zuwächse wurden in Rheinland-Pfalz/Saarland mit 22,5 Prozent sowie in Baden-Württemberg mit 21,9 Prozent verzeichnet.

Aktuell werde sich das Sonnenkonto für Solarbetreiber auch im Frühjahr 2025 weiter füllen, sagt DWD-Experte Beyer. „Damit bleiben wir vorerst auch im Bereich der sonnigsten Frühjahre seit Aufzeichnungsbeginn.“ Da aber noch ein weiterer Frühlingsmonat folgt, bleibe abzuwarten, wo wir am Ende landen.

Folgen des Klimawandels

Ein weiterer Einflussfaktor ist der Klimawandel: Laut dem DWD stieg die durchschnittliche Jahresmitteltemperatur in Deutschland seit 1881 um rund 1,7 Grad Celsius. Diese Erwärmung steht in engem Zusammenhang mit veränderten Wetter- und Klimamustern – darunter auch einem Anstieg der Sonnenscheindauer.

Bereits seit Ende der 1980er Jahre ist ein genereller Trend zu mehr Sonnenschein in Deutschland zu beobachten. So stieg beispielsweise die durchschnittliche jährliche Sonnenscheindauer im Vergleich der Referenzperioden 1961–1990 und 1981–2010 von 1544 auf 1601 Stunden.

Sonne kehrt zurück

Und die Aussichten? Das Wetter zeigt sich derzeit wechselhafter – die Sonne scheint nicht mehr überall von früh bis spät. Doch ab dem Wochenende ist deutschlandweit mit viel Sonnenschein zu rechnen, laut Prognosen regional sogar für bis zu 14 Tage.

„Nach zwei Tagen mit weniger Sonnenschein und gebietsweise auch kräftigerem Regen nimmt die Sonnenscheindauer in Richtung Wochenende wieder deutlich zu“, sagt DWD-Meteorologe Beyer.

Nach aktuellen Prognosen könnte sich das sonnige Wetter auch noch bis weit in die nächste Woche und zum verlängerten Maiwochenende ziehen. „Das ist aber noch mit gewissen Unsicherheiten behaftet“, so Beyer.