Trumps aggressive Zollpolitik: Geht das Börsenchaos jetzt vier Jahre so weiter?
In den vergangenen zwei Wochen löste die aggressive Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump an den Börsen heftige Kursschwankungen aus. Seine Ankündigung, Waren aus dutzenden Ländern mit Zöllen zu belegen, schickte die Aktienmärkte weltweit auf Talfahrt. Als am 7. April der deutsche Aktienindex DAX zum Handelsstart um zehn Prozent einbrach und auch der US-Börsenindex S&P 500 im Minus begann, sprachen manche Analysten bereits von einem „Schwarzen Montag“.
Zwei Tage später sprangen die Kurse wieder nach oben, als Donald Trump ankündigte, die Zölle für die meisten Länder für 90 Tage auszusetzen. Doch die Angst bleibt vor einem globalen Handelskrieg, der die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen könnte. Angesichts des Zickzackkurses der US-Regierung fragen sich nun viele Anlegerinnen und Anleger: Ist der Spuk jetzt vorbei? Kommt es zu einer Einigung im Handelskonflikt? Oder geht die Achterbahnfahrt an den Börsen weiter?
Drei Experten ordnen die Lage ein. Alle Teile unserer Serie „3 auf 1“ finden Sie hier.
Das Börsenchaos wird enden, eher früher als später

Moritz Kraemer ist Chefvolkswirt und Leiter der Research-Abteilung der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Nein, das Chaos wird keine vier Jahre so weiter gehen. Es wird sich so oder so erledigen. Trumps irrlichtige Zollpolitik ist auch für die US-Wirtschaft destabilisierend. Sie bremst Investitionen, denn wo bleibt die Planungssicherheit für Unternehmen? Die Konsumenten werden wegen drohender Stagnation und Inflation auch schon vorsichtiger und die US-Exporte leiden unter dem Zollkrieg ohnehin.
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Wenn er aber doch starrköpfig am radikalen Kurs festhält, so dürfte ihm bei den Zwischenwahlen nächstes Jahr die Kongressmehrheit verlustig gehen.
Moritz Kraemer, LBBW
Die USA rutschen so in eine deflationäre Spirale, die Trumps Kernwählerschaft ganz besonders trifft. Das könnte ihn dazu bewegen, mit triumphalem Siegesgeheul untermalt, die Zollorgie zu beenden.
Wenn er aber doch starrköpfig am radikalen Kurs festhält, so dürfte ihm bei den Zwischenwahlen nächstes Jahr die Kongressmehrheit verlustig gehen. Eine demokratische Mehrheit könnte sich das eigentlich dem Kongress zustehende Privileg der Zollpolitik zurückholen. Der Spuk wäre dann vorbei und Trump reitet in den Sonnenuntergang. Bis dahin bleibt es an den Börsen turbulent.
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Die Verunsicherung wird noch länger zu Kursschwankungen führen

Jessica Schwarzer ist Börsenexpertin, Finanzjournalistin und Buchautorin. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit, für die sie sich auch mit Vorträgen und Seminaren starkmacht.
Hohe Verunsicherung, starke Kursausschläge, gefühlt mehr Risiken als Chancen – US-Präsident Donald Trump hält die Märkte mit seiner Zollpolitik in Atem. Die Wirtschaft muss sich auf eine neue handelspolitische Realität einstellen. Das systematische Risiko hat durch Trumps Wirtschaftspolitik zugenommen. Die entscheidende Frage dabei ist, ob seine Zollerhöhungen die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen oder ob sie das Wirtschaftswachstum „nur“ verlangsamen. Wobei wiederum die Frage ist, ob Trump seine radikalen Zollerhöhungen durchhält. Schon jetzt werden Zölle ausgesetzt und immer neue Ausnahmen verkündet.
Die entscheidende Frage ist, ob Trumps Zollerhöhungen die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen oder ob sie das Wirtschaftswachstum „nur“ verlangsamen.
Jessica Schwarzer, Börsenexpertin
Die Finanzmärkte wird das Thema weiterhin bewegen, in den kommenden Monaten und wahrscheinlich sogar Jahren. Viel Vertrauen wurde zerstört. Es wird bereits diskutiert, ob US-Staatsanleihen noch als sicherer Hafen taugen. An den Aktienmärkten wächst die Angst, dass die heftige Korrektur sich noch zu einem Crash ausweitet.
Anlegerinnen und Anleger brauchen nun verdammt starke Nerven. Die Volatilität wird hoch bleiben. Denn das Schlimmste für die Märkte ist die Unsicherheit. Abzulesen war das zuletzt am Volatilitätsindex VIX, der in die Höhe schoss. Der Anstieg der Volatilität war fast so hoch wie während der Covid-Krise 2020 und anderer schwerer Schocks während der vergangenen 30 Jahre. Solche Krisen und Schocks waren langfristig übrigens immer ein guter Einstiegszeitpunkt.
Trump hat das Vertrauen in die USA zerstört

Philipp Vorndran ist Partner beim Vermögensverwalter Flossbach von Storch in Köln.
Ganz gleich ob Donald Trumps Zollpläne umgesetzt oder möglicherweise noch weiter abgeschwächt werden – der Schaden, den der US-Präsident in den vergangenen Wochen mit seiner „Handelspolitik“ angerichtet hat, ist schon jetzt immens. Das Vertrauen in den US-Dollar und US-Staatsanleihen als sichere Häfen in Krisenzeiten ist beschädigt. Und das Vertrauen in den US-Aktienmarkt als verlässlicher Rendite-Lieferant ist es auch.
Ein großes Problem wäre, wenn Trump tatsächlich die Unabhängigkeit der US-Notenbank Federal Reserve infrage stellen würde.
Philipp Vorndran, Flossbach von Storch
Der ein oder andere Investor dürfte künftig den US-Markt meiden – aus Sorge, dass die US-Regierung in den kommenden Jahren weiteren ökonomischen Unsinn produzieren wird. Und das wird sie vermutlich.
Ein großes Problem wäre, wenn Trump tatsächlich die Unabhängigkeit der US-Notenbank Federal Reserve infrage stellen würde; weil er für die Finanzierung der gewaltigen Staatsschulden und der geplanten Steuersenkungen dauerhaft niedrige Zinsen braucht. Ausgeschlossen ist das nicht.
Heißt: Die Nervosität an den Aktienmärkten wird bleiben – und damit die zum Teil kräftigen Kursschwankungen.