Bayer-Aktie fällt wegen angestrebter Kapitalerhöhung deutlich

Der Chemiekonzern Bayer aus Leverkusen will angesichts der Rechtsstreitigkeiten in den USA um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat sein Kapital erhöhen. Darum bat Bayer-Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann die Aktionärinnen und Aktionäre in einem Brief. "Während wir daran arbeiten, die Rechtsstreitigkeiten einzudämmen, befinden wir uns in einer Situation, in der wir unter Umständen schnell Kapital benötigen", schrieb Winkeljohann.

Konkret sollten die Aktionäre einer "Eigenkapitalermächtigung von 35 Prozent des aktuellen Aktienkapitals" zustimmen. Die Zustimmung ist für die Kapitalerhöhung nötig. Diese "proaktive" Maßnahme schaffe "Flexibilität, schnell reagieren zu können".  

Bayer-Aktie fällt zeitweise um über zehn Prozent

Die Aktionäre reagierten ablehnend: Der Kurs der Bayer-Aktie an der Börse in Frankfurt am Main fiel zeitweise um mehr als zehn Prozent; am Nachmittag lag er noch mehr als sechs Prozent im Minus.

"35 Prozent sind ziemlich gewaltig", sagte Fabian Wenner, Vermögensverwaltungsanalyst beim Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär. Den Kurssturz bezeichnete er als gerechtfertigt. Man könne davon ausgehen, dass ein Unternehmen bei einem Antrag in dieser Größenordnung den Betrag auch verwenden wolle – zumindest teilweise.  

Bayer könnte Vereinbarungen mit Klägern schließen

Bayer hat 2018 den Roundup-Hersteller Monsanto für 63 Milliarden Dollar übernommen. Roundup sind glyphosathaltige Unkrautvernichter. Seit der Übernahme ist Bayer in den USA in Gerichtsprozesse rund um das Mittel verstrickt. Stand Ende Januar gab es mehr als 67.000 Klagen.

Die Erhöhung brauche Bayer, um in den Gerichtsprozessen flexibel handeln zu können, schrieb der Aufsichtsratsvorsitzende. Aktuell gebe es keine konkreten Pläne. Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass für zukünftige Vergleichsvereinbarungen mit Klägern in den USA kurzfristig eine Erhöhung des Grundkapitals nötig sei. Das Kapital solle nicht für externes Wachstum, etwa weitere Zukäufe und Übernahmen, verwendet werden.

Bayer hat bereits in zahlreichen Fällen Vergleiche geschlossen. In anderen Glyphosat-Urteilen wurde der Konzern zu Schadensersatz verurteilt, in anderen Verfahren aber freigesprochen. "Wir arbeiten kontinuierlich an Möglichkeiten, um dieses Problem zu lösen, und erwarten 2025 wichtige Schritte auf diesem Weg", schrieb Winkeljohann.

Vorstandschef Bill Anderson hat am Mittwoch bei der Vorlage der Jahreszahlen gesagt, der Konzern prüfe "jede Möglichkeit", den Rechtsstreit zu beenden. Ob darin auch ein Ausstieg aus dem Geschäft mit dem Herbizid in den USA eingeschlossen ist, ist bislang nicht bekannt. Die Nachrichtenagentur Reuters hat zuletzt unter Berufung auf einen nicht näher genannten Insider berichtet, dass der Konzern einen Ausstieg erwäge. Das Leverkusener Unternehmen wollte das nicht kommentieren, verwies aber auf die Aussagen von Anderson.