Berlin richtet Beratungsstelle gegen Antisemitismus in der Kultur ein
In Berlin gibt es künftig für Kultureinrichtungen und Künstler eine Anlaufstelle zum Thema Antisemitismus. Die Beratungsstelle Open Arts Hub richtet sich zum einen an Künstlerinnen, die angefeindet oder diskriminiert werden. Andererseits können sich Theater, Museen oder Filmemacher beraten lassen, um in Werken antisemitische Stereotype oder Untertöne zu vermeiden.
Das Projekt verbindet die Arbeit der Beratungsstelle Ofek gegen antisemitische Gewalt und des Instituts für Neue Soziale Plastik. Ziel sei eine Kultur, "die sich nicht treiben lässt von Hass und Spaltung", sagte der Berliner Kultursenator Joe Chialo (CDU) bei der Vorstellung. Für ihn sei klar, "wir brauchen Dialog, wir brauchen aber auch ganz klare rote Linien".
Auch bei Befürchtungen eines Boykotts oder Konflikten könnten Künstlerinnen und Künstler die Anlaufstelle kontaktieren, sagte Stella Leder, Geschäftsführerin des Instituts für Soziale Plastik Berlin. Die Kunstfreiheit sieht sie nicht berührt. Es sei ein freiwilliges Angebot.
Laut Ofek-Geschäftsführerin Marina Chernivsky melden sich seit Jahren immer mehr Jüdinnen und Juden wegen Drohungen, Stalkings oder Beleidigungen bei ihrer Beratungsstelle. Zusammen mit dem Institut für Soziale Plastik wolle man nun Angebote bündeln und auf Kunstschaffende zuschneiden.
Das Open Arts Hub soll auch Workshops und Runde Tische anbieten sowie die Vernetzung jüdischer und israelischer Künstlerinnen und Künstler fördern. In dem gemeinsamen Hub bekommen die beiden beteiligten Institutionen jeweils zwei neue Stellen und werden mit insgesamt rund 500.000 Euro vom Land Berlin gefördert. Chialo zeigte sich überzeugt, dass die Beratungsstelle trotz des Sparkurses des Senats auch in den kommenden Jahren finanziert werden kann.
Andere Projekte gegen Antisemitismus sind von Kürzungen betroffen
Die Einrichtung der neuen Beratungsstelle fällt zusammen mit Fördergeldkürzungen für andere Berliner Projekte gegen Antisemitismus, wie etwa für die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus und das muslimisch-jüdische Dialogprojekt meet2respect durch die Senatsbildungsverwaltung. Chialo sagte, es gebe derzeit Gespräche zwischen mehreren Senatsverwaltungen, um die Projekte auch in Zukunft zu fördern. Das Thema Antisemitismus werde vom Senat weiter prioritär behandelt.
Mit Blick auf die vor gut einem Jahr von Chialo wegen rechtlicher Bedenken zurückgezogene umstrittene Antidiskriminierungsklausel für öffentlich geförderte Kultureinrichtungen sagte er, er gehe davon aus, dass eine neu formulierte "Demokratieklausel" noch in diesem Jahr komme. Die Federführung dazu liege bei der Senatskanzlei.