Theaterregisseur Wolfgang Engel ist tot
Der Regisseur Wolfgang Engel ist tot. Er war einer der bedeutendsten Theatermacher der DDR und starb am Freitag im Alter von 81 Jahren. Das teilte eine Sprecherin des Theaters Leipzig unter Berufung auf Angaben der Familie mit. In Leipzig war er von 1995 bis 2008 Intendant. Daneben zählte das Staatsschauspiel Dresden zu den wichtigsten Stationen seiner Bühnenkarriere.
Der Sohn einer Verkäuferin und eines Beamten kam 1980 ans Staatsschauspiel in Dresden. Zu seinen bekanntesten Werken gehören Schillers Maria Stuart, Goldonis Diener zweier Herren und Becketts Warten auf Godot, deren DDR-Erstaufführung beim Publikum besonders beliebt war. Zum SED-Staat blieb er auf Distanz, den DDR-Nationalpreis lehnte der Theatermann 1989 ab.
Erst in den Westen, dann Intendant am Schauspiel in Leipzig
In den Achtzigerjahren schafften es einige seiner Produktionen in den Westen: In Saarbrücken stand 1983, 1984 und 1986 je eine Dresdner Engel-Inszenierung auf dem Programm. 1988 begeisterten seine Nibelungen dann in Düsseldorf, wo sie "als eine andere Form der Aufarbeitung deutscher Geschichte" gefeiert wurden. Jahre später sagte Engel, die Jahre damals in Dresden seien die wichtigsten beruflichen Jahre seines Lebens gewesen. Nach dem Fall der Mauer ging Engel zunächst ganz in den Westen – als Spielleiter am Schauspiel in Frankfurt am Main. Doch Mitte der Neunzigerjahre kehrte der Regisseur wieder nach Sachsen zurück. Er wurde Intendant am Schauspiel Leipzig.
Mit 65 Jahren verabschiedete er sich als Intendant und gab die Leitung des Leipziger Schauspiels ab. 2011 wurde Engel für sein Lebenswerk mit dem Deutschen Theaterpreis "Der Faust" geehrt. Er kehrte mehrfach als freier Regisseur an seine langjährige Dresdner Wirkungsstätte zurück: 2010 inszenierte er in der Elbestadt am Staatsschauspiel Der Turm nach dem Roman von Uwe Tellkamp. Und vor rund zehn Jahren war Engel am Staatsschauspiel Dresden schließlich ein Jahr lang einer von zwei Interimschefs.
Ein "großer Theatermann"
Deutschland verliere "einen großen Theatermann, der die deutschen Bühnen über Jahrzehnte mitgeprägt hat", erklärt Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Engel sei nicht nur einer der wichtigsten Regisseure der DDR gewesen, "sondern nach dem Mauerfall auch im wiedervereinten Deutschland". Engel habe das Theater als Ort gestärkt, an dem sich die Gesellschaft ihren Widersprüchen und Abgründen stelle, sagt Roth. "Er wird uns sehr fehlen."
"Durch sein langjähriges Wirken auf verschiedenen Bühnen, allen voran bei den Landesbühnen in Radebeul, beim Staatsschauspiel Dresden und beim Schauspiel Leipzig, hat er regelmäßig das Publikum mit seinen Inszenierungen begeistert und große Verdienste für das Kulturland Sachsen erbracht", sagt die sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU). "Diese traurige Nachricht zum Tod von Wolfgang Engel hat mich sehr getroffen."
Auch von Engels ehemaligen Arbeitsstätten gibt es Reaktionen. Er sei nicht nur einer der wichtigsten Regisseure der DDR gewesen, der auch mit seinem politischen Engagement stark das Profil des Staatsschauspiels Dresden geprägt habe, sagt dessen Intendant Joachim Klement. "Ich werde ihn vermissen."
Der Intendant des Leipziger Theaters, Enrico Lübbe, sagt: "Wolfgang war der wichtigste Förderer meiner Theaterarbeit. Ich bin ihm sehr dankbar für alles, was er für mich, aber auch für das Schauspiel Leipzig getan hat."