Bildungs-Skandal im Pergamonmuseum: Ein ganzes Museum wird weggeschlossen
Am kommenden Wochenende werden zehntausende Menschen im Pergamonmuseum auf lange Zeit Abschied nehmen vom babylonischen Ischtartor und der Prozessionsstraße. Die für die Tage der Offenen Tür angebotenen Tickets waren weg, bevor sie richtig auf der Webseite der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu sehen waren. Was niemanden überraschen kann.
Schließlich handelt es sich hier um Objekte, die von der UNESCO am originalen Standort im heutigen Irak noch einmal als Welterbe gelistet wurden. Im Museum werden sie frühestens in 15 Jahren wiederzusehen sein.
Aus Zehntausenden originaler Fragmente entstanden die Architektur-Repliken in den 1920er Jahren. Sie widerlegen alle Ideen von der farblosen Antike auf das Herrlichste. Ihr Ruhm konkurriert mit dem der Nofretete-Büste.
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Das Vorderasiatische Museum soll trotzdem bis mindestens 2037 geschlossen bleiben. Ähnlich wie die einzigartigen Skulpturen des Pergamonaltars, sollte denn die Wiedereröffnung 2027 klappen, dann 15 Jahre weggeschlossen sein werden.
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Kein anderes Großmuseum der Welt wagte für einen Umbau ganze Sammlungen für mindestens eine Generation wegzuschließen und allenfalls eine winzige Auswahl in einem zudem kommerziell betriebenen „Panorama“ zu zeigen.
Weder der Louvre noch das Metropolitan Museum, der Prado, das British Museum, das Bayerische Nationalmuseum, das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg. Lieber werden dort teils irrwitzige Provisorien, komplizierte Zugänge, höhere Baukosten oder Zeitverzug im Einzelfall riskiert.
Selbst das Amsterdamer Rijksmuseum, das aus bautechnischen Gründen zehn Jahre lang nicht zugänglich war, zeigte seine Meisterwerke in wechselnder Auswahl direkt nebenan. Ganz wegschließen – undenkbar.
Zweifellos, die Bauverwaltungen und die Museen wollten dies nicht, und sie haben intensiv nach Alternativen gesucht. Aber im Zentrum stand eben nie das Breiten-Bildungsinstrument Museum, sondern die perfekte Organisation. Provisorien, Teilschließungen oder flache Besuchergänge etwa im Bereich der Prozessionsstraße passen nicht dazu.
Und so setzte sich nicht einmal die gute Idee durch, die Depots in Friedrichshagen oder irgendeine Fabrikhalle als provisorische Museen zu öffnen. Lieber wird weggeschlossen als unperfekt gezeigt.
Wenn nun postkoloniale Aktivisten historisch reichlich unreflektiert fordern: Gebt das Tor „zurück“ an den Irak – eigentlich ein Kunstwerk aus den 1920er-Jahren – dann scheinen sie einen Punkt für sich zu haben. Denn es wird in Berlin ja nicht gezeigt.
Bisher hat noch keine Bundesregierung versucht, dies Wegschließen des Bildungsinstruments Museum wenigstens zu lindern. Es ist ein Skandal, der von der deutschen Kulturwelt viel zu schnell beiseite gelegt wurde.