Kennedy verharmlost tödlichen Masernausbruch in Texas
Nach dem Tod eines nicht geimpften Kindes an Masern im US-Bundesstaat Texas scheint US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. zahlreiche Fakten falsch darzustellen. Kennedy sagte am Mittwoch (Ortszeit), das US-Gesundheitsministerium beobachte die Fälle in Texas, den Ausbruch tat er als "nicht ungewöhnlich" ab. Er schien dabei eine Reihe von Fakten falsch wiederzugeben, darunter die Behauptung, dass die meisten der Patienten, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden, nur zur "Quarantäne" dort seien.
Der Masernausbruch und der Tod des Kindes seien durchaus "eine große Sache", hielt die Kinderärztin Amy Thompson des Covenant Children's Hospital, in dem das Kind vor seinem Tod behandelt wurde, dagegen. Man sehe nun eine "sehr ernste Folge" des Masernausbruchs, sagte Thompson. Die medizinische Leiterin des Krankenhauses, Lara Johnson, widersprach Kennedy ebenfalls: "Wir nehmen keine Patienten zu Quarantänezwecken auf." Vielmehr hätte sich die Atemwegserkrankung bei einigen ihrer Patienten zu einer bakteriellen Lungenentzündung entwickelt. Manche von ihnen müssten beatmet werden, sagte Johnson der Nachrichtenagentur AP, wobei sie aus Datenschutzgründen nicht sagen wollte, wie viele. "Leider gibt es, wie bei so vielen Viren, keine spezifischen Behandlungsmöglichkeiten für Masern", sagte sie.
Kennedy hatte auch fälschlicherweise angegeben, dass zwei Menschen an einer Maserninfektion gestorben seien. Andrew Nixon, ein Sprecher des Gesundheitsministeriums, stellte später klar, dass die US-Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention nur einen Todesfall festgestellt hätten.
Erster Masern-Tod in den USA seit 2015
Die texanischen Gesundheitsbehörden hatten am Mittwoch mitgeteilt, dass es sich bei dem Toten um ein Kind im Schulalter handle, das in der vergangenen Woche ins Krankenhaus gebracht worden sei. Der Todesfall war der erste durch Masern in den USA seit 2015. Bisher infizierten sich dem Gesundheitsamt zufolge in der ländlichen Region in Westtexas 124 Menschen mit Masern. Weitere neun Fälle wurden aus dem angrenzenden Staat New Mexico gemeldet.
Das Virus breitet sich vor allem unter Angehörigen der Mennoniten aus, einer evangelischen Freikirche. Der Landkreis Gaines, in dem 80 Maserninfektionen gemeldet wurden, verzeichnet eine der höchsten Raten an Kindern im schulpflichtigen Alter in ganz Texas, denen mindestens eine der vorgeschriebenen Impfungen fehlt. Im Schuljahr 2023/24 waren das fast 14 Prozent der Kinder vom Kindergartenalter bis zur zwölften Klasse.
Die Daten des texanischen Gesundheitsamtes zeigen, dass die überwiegende Mehrheit der Masernfälle bei Patienten unter 18 Jahren auftritt. Der Ausbruch ist laut den Gesundheitsbehörden der größte in Texas seit fast 30 Jahren. Der texanische Gouverneur Greg Abbott sagte, sein Büro stehe in regelmäßigem Kontakt mit dem Gesundheitsamt und mit Epidemiologen. In dem betroffenen Gebiet hielten sich Impfteams auf. Er nannte den Tod des Kindes eine Tragödie.
Impfquoten in den USA sinken seit Coronapandemie
Das Masernvirus kann bis zu zwei Stunden lang in der Luft überleben und ist stark ansteckend. Nach Angaben der US-Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention infizieren sich bis zu neun von zehn Menschen, die dem Virus ausgesetzt sind. Die meisten Kinder überstehen die Masern ohne größere Schwierigkeiten, aber eine Infektion kann zu gefährlichen Komplikationen wie Lungenentzündung, Erblindung, Gehirnschwellung und sogar zum Tod führen.
Seit der Pandemie sind die Impfquoten landesweit gesunken, und in den meisten Bundesstaaten liegt die Impfquote für Kinder im Kindergartenalter unter 95 Prozent – ein Wert, der aber erforderlich ist, um Gemeinden vor Ausbrüchen zu schützen. Nach Angaben der WHO ist die Anzahl der Maserninfektionen weltweit gestiegen.
Kennedy, der als Impfkritiker bekannt ist, hatte vergangene Woche angekündigt, dass er das bundesweite Impfschema für Kinder, das Masern, Polio und andere gefährliche Krankheiten verhindert, überprüfen lassen wolle. Er hat damit ein Versprechen gebrochen. Vor seiner Bestätigung im Senat hatte er gesagt, er wolle den Impfplan nicht antasten.