Ärzte pflanzen erstmals hirntotem Menschen Schweineleber ein

Chinesische Ärzte haben weltweit zum ersten Mal eine Schweineleber in einen hirntoten Menschen eingepflanzt. Das Organ habe bis zum Ende des Versuchs nach zehn Tagen funktioniert und bereits kurz nach der Transplantation Galle produziert, schrieb das Ärzteteam in seinem Abschlussbericht im Fachjournal Nature. Um eine Abstoßungsreaktion durch den Körper des Organempfängers zu verhindern, hatten die Wissenschaftler demnach das Erbgut des Organs an sechs Stellen verändert. Das Experiment wurde auf Wunsch der Familie des hirntoten Empfängers nach zehn Tagen beendet.

Das gleiche Ärzteteam des Xijing-Krankenhauses im zentralchinesischen Xi'an berichtete auch von der erfolgreichen Transplantation einer Schweineniere auf eine 69 Jahre alte Frau. Der Patientin gehe es fast drei Wochen nach der Operation "sehr gut" und die Schweineniere funktioniere einwandfrei, sagte der Arzt Lin Wang. Die Patientin ist erst der dritte Mensch auf der Welt, der nun mit einer genmanipulierten Schweineniere lebt. Die anderen beiden Patienten waren im November und im Januar transplantiert worden.

"Es ist eine Weltpremiere und ein großer Schritt für die Transplantationsmedizin", sagte der Chirurg Bruno Reichart, der an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München an Xenotransplantation forscht und nicht an dem Eingriff beteiligt war. Die Leber sei ein sehr kompliziertes Organ und produziere Eiweiße, die sehr spezifisch für den Menschen seien, sagte Reichart. Der Begriff Xenotransplantation beschreibt die Verpflanzung von tierischen Geweben und Organen auf Primaten und auch auf den Menschen. Forscher hatten lebenden Patienten zuvor bereits Schweineherzen und -nieren eingesetzt.