Kaufland schließt vorübergehend zwei Filialen wegen Hygienemängeln

Nach Berichten über Hygieneprobleme hat Kaufland zwei Märkte vorübergehend geschlossen. Es handelt sich um eine Filiale im saarländischen Homburg und eine im oberbayerischen Bad Tölz. Das Unternehmen kündigte an, in den kommenden Wochen alle deutschen Filialen einer Grundreinigung zu unterziehen und Kühlgeräte auszutauschen.

Das Magazin Stern und die RTL-Sendung Team Wallraff hatten der Handelskette Mängel bei Hygiene und Lebensmittelsicherheit vorgeworfen. Die Reporter untersuchten für die Recherche teils verdeckt 50 Filialen. In dem Markt im oberbayerischen Bad Tölz sollen Beschäftigte demnach unter anderem an der Frischetheke mit dem Haltbarkeitsdatum von Waren getrickst haben. In dem Geschäft im saarländischen Homburg soll es Mäuse gegeben haben. Eine Sprecherin hatte einen "Schädlingsbefall" eingeräumt. Außerdem wurden in der Recherche zum Beispiel defekte Kühltruhen und Schimmel dokumentiert.

Schließungen für mehrere Wochen

Die Filiale in Homburg wurde dem Kaufland-Chef zufolge sofort geschlossen. "Die ursprünglich geplante Renovierung im zweistelligen Millionenbereich machen wir jetzt während der Schließzeit", sagte der Chef von Kaufland Deutschland, Jochen Kratz, der Bild-Zeitung. Was dort zu sehen gewesen sei, werde es so nicht mehr geben. Belegschaft und Betriebsrat seien informiert worden. Die rund 100 Beschäftigen werden während der Arbeiten bezahlt freigestellt. Der Markt soll in fünf bis sechs Monaten wieder öffnen. 

In dem Markt in Bad Tölz habe es bereits umfassende Schulungen gegeben. "Aus Sicherheitsgründen haben wir zudem entschieden, die betroffene Filiale nochmals für eine Woche zu schließen", sagte Kratz. Diese Entscheidung sei heute getroffen worden. Sämtliche Abläufe und Bedingungen sollen gründlich überprüft werden. "Wir drehen alles von links nach rechts und von rechts nach links."

Das Unternehmen hatte bereits mitgeteilt, in den zwei Märkten seien personelle Konsequenzen gezogen worden und eine neue Führung sei im Einsatz. "Unsere Kunden erwarten zu Recht höchste Standards in Sauberkeit und Hygiene", sagte Kratz. Es sei dennoch zu Verstößen gekommen. In die Aufarbeitung sollen deshalb auch externe Experten einbezogen werden. "Gemeinsam mit ihnen werden wir unsere Abläufe, Schulungssysteme und Kontrollmechanismen umfassend prüfen – ich nenne es einen Qualitäts-TÜV für unsere Prozesse."

Deutsche Umwelthilfe bemängelt multiresistente Keime

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) meldet zudem, dass jede dritte Hähnchenfleischprobe aus dem Billigsegment von Kaufland mit multiresistenten Keimen belastet ist. Diese Erreger sind resistent gegen die für Menschen wichtigsten Reserveantibiotika. Das ergaben Labortests an 30 Proben aus der Haltungsform 2, die im Auftrag von RTL durchgeführt wurden. Zudem weist in den Labortests jede zweite Probe Campylobacter-Keime auf, die gesundheitsgefährdend sein können.

Die DUH sieht im zunehmenden Preisdruck von Supermarktkonzernen in der Lebensmittelkette eine Mitverantwortung: Lieferanten würden mit dem massiven Einsatz von Reserveantibiotika versuchen, Hähnchenfleisch in Massen zu Niedrigpreisen zu produzieren. Doch je mehr Antibiotika bei Tieren eingesetzt werden, desto mehr resistente Krankheitserreger entstehen und verbreiten sich über das kontaminierte Fleisch bis in die Küchen von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Die Umweltorganisation fordert daher von Kaufland, auf Bio-Fleisch umzustellen und von der neuen Bundesregierung, den Preisdruck in der Lebensmittelkette zu stoppen.

Kaufland ist wie der Discounter Lidl ein Tochterunternehmen der Schwarz-Gruppe. Die Supermarktkette hat nach eigenen Angaben mehr als 770 Filialen und über 90.000 Beschäftigte in Deutschland.